Drüben bei Sari gibts ja immer mal wieder die „magische Woche“ und da fiel mir beim Stöbern auf ihrem Blog so viel Harry Potter ins Auge, dass ich anfing darüber nachzudenken, wie viel Harry Potter mein Leben beeinflusst hat und immer noch tut.
Ich fang am besten von vorne an. In der Schule war Harry Potter meine Zuflucht. Ich hatte mit meinen Mitschülern ziemliche Probleme, wegen meiner superkurzen 3cm Haare und meinen „Jungsklamotten“ war ich ein leichtes Opfer. Darum waren die Schulbibliothek und ich eh‘ schon immer beste Freunde. Als mir meine Tante zum 10. (? oder auch 11.?) Geburtstag den ersten Band von Harry Potter schenkte, war ich sofort verliebt in diese Geschichte des Außenseiters ohne Freunde, der entdeckt, dass er magische Kräfte besitzt. Hach was hab ich damals für fantastische Träume über Magie gehabt (ja, ich gebs zu, auch heute noch wenn ich mal wieder eine intensive Harry Potter Phase habe). Ich las die ersten vier Bände immer und immer wieder in der Schule und außerhalb, bei Wettkämpfen und in Trainingslagern. Harry Potter war immer für mich da, wenn ich mal wieder Zuflucht brauchte.
Nun Musste man ja immer mindestens ein Jahr warten bis der nächste Band rauskam und in der zwischenzeit war ich immer auf der Suche nach anderen Büchern die mich so sehr fesseln würden. Natürlich habe ich nichts vergleichbares gefunden, allerdings hat die Suche meine Liebe zu Büchern und dem Lesen gestärkt. Ich habe alles verschlungen: historische Romane, Fantasy, den ein oder anderen Thriller, und und und. Ich wollte einfach alles Lesen und hatte immer ein Buch dabei. Und das ist bis heute so geblieben. Wenn ich in ein fremdes Zimmer komme und ein Bücherregal sehe, dann zieht mich das magisch an. Ich glaube auch immer noch, dass Menschen, die Bücher lesen, emphatischer sind, nicht zuletzte weil sie hunderte wenn nicht tausende von anderen Leben gesehen und miterlebt haben. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt:
Harry Potter hat mir unglaublich viel gelehrt. Ich bin mit Harry Potter aufgewachsen und es begleitet mich bis heute und imme wieder denke ich darüber nach wie sehr meine moralische Weltanschauung durch Harry Potter beeinflusst wurde. Und ich rede auch nicht nur vom Lesen der Bücher sondern auch die Zeit die ich „zwischen den Büchern“ damit verbracht habe, mit zu spekulieren, was als nächstes passiert oder mich in Foren über die Versklavung von Hauselfen und den Rassismus gegenüber Muggelstämmigen informiert und beklagt habe. Das alles hat mir geholfen Dinge wie Rassismus zu erkennen und hat mir gelehrt, dass es wichtig ist dagegen vorzugehen. Ja, Harry Potter ist ein Kinder-/Jugendbuch, aber das heißt nicht, dass man nicht daraus lernen kann.
Bis zur 11. Klasse hatte ich keine richtigen Freunde. Ich hatte zwar mittlerweile längere Haare und sah nicht mehr aus „wie ein Junge“, aber ich hatte mich so weit zurückgezogen und die gesamte Schule kannte mich als Einzelgänger, dass ich gar nicht gewusst hätte, wie man Freunde bekommen sollte. Meine halbherzigen Versuche Freundschaften zu schließen gingen gegen die Wand, weil ich einfach keine Gemeinsamkeiten mit meinen Mitschüler*innen finden konnte und Gespräche immer recht kurz angebunden waren – bis mein Bruder mich seiner damiligen Freundin vorstellte. Wir trafen uns am Bäcker bei den Donuts und schon in der ersten halben Stunde hatte sie 2 Harry Potter Witze gemacht … und ich dachte mir so: Alter was? Es gibt auch coole Menschen?! Wir beide kamen so gut miteinander klar, dass wir uns immer öfter auch alleine, ohne meinen Bruder trafen. Harry Potter war dafür unser ständiger Begleiter. Bei einer von und eigens für den 5. Film veranstalteten Harry Potter Party brachte sie dann einen Freund von ihr mit und seitdem sind wir drei die besten Freunde. Das ist nun fast 15 Jahre her und wir machen immer noch zusammen Urlaub und haben wöchentliche Skype treffen. Ohne Harry Potter hätte ich meine zwei besten Freunde niemals gefunden. Ich merke auch heute noch, dass ich mit Menschen, die Harry Potter mögen, meißt auf Anhieb klar komme.
Aber nicht nur meine zwei Besten, sondern auch mein Mann liebt Harry Potter. Auf Autofahren hören wir die Hörbücher gemeinsam und stellen wilde Theorien auf, hinterfragen das Gehörte und machen uns ab und zu über Harry und Rons Begriffsstutzigkeit lustig oder versuchen Plotholes zu füllen. Unsere Hochzeit hatte Harry Potter als Thema und war einfach magisch. Dass Sean und ich uns kennengelernt haben, habe ich auch Harry Potter zu verdanken. Denn die Buchreihe ist Schuld daran, dass ich Englisch lernen wollte und so viel Spaß daran hatte, dass ich es an der Uni studiert habe, an der ich dann Sean kennen lernte. Nach dem 5. Band wollte ich unbedingt wissen wie Harry Potter weiter geht. Die Wartezeit zwischen den Büchern war eh‘ schon lang, aber das englische Buch kam immer schon ein gutes halbes Jahr vor dem deutschen raus, also habe ich mir am Erscheinungstag die englische Ausgabe geholt und gelesen – und geliebt! Englisch war super! In der Schule war ich bis dato absolut mittelmäßig in Englisch, aber durch Harry Potter habe ich die Sprache lieben gelernt. Seitdem habe ich weitere Bücher in Englisch gelesen, sodass ich, als dann Buch 7 rauskam, keine Probleme mehr hatte das in Englisch zu lesen. Ich habe mich sogar an einer Forumsübersetzung beteiligt, die das Buch vor Erscheinung der deutschen Ausgabe übersetzen wollte. Auch die Filme habe ich immer und immer wieder auf Englisch geschaut. Wenn Leute mich auf meinen britischen Akzent ansprechen, sage ich immer scherzhaft, dass ich wohl zu viel Harry Potter geschaut habe, aber eigentlich stimmt es wirklich. Alles in allem habe ich meine sprachlichen Fähigkeiten und meine Liebe zu Sprachen Harry Potter zu verdanken.
Was ich damit sagen will: Die Geschichte rund um Harry Potter bedeutet mir viel und hat mein Leben tiefgreifend beeinflusst und nun frag ich mich, ob es euch vielleicht auch so geht? Vielleicht nicht mit Harry Potter, sondern mit einer anderen Buch- oder Filmreihe?
Außerdem: unter meinen Lesern sind viele Bücherratten, war ihr zu Schulzeiten auch eher außen vor?
Damit wünsche ich euch ein fantastisches Wochenende (auch wenns hier nur abwechselnd schneit und regnet)
Caro